Porträt des WSG-Mitglieds Sosan Wardak

Das WSG-Mitglied Sosan Wardak kam 1992 in Kabul, Afghanistan als Tochter eines Generals zur Welt. Die politische Situation des Landes zwang ihre Familie 1995 zur Flucht nach Deutschland. So wuchs Sosan in einer Großfamilie in Unterfranken auf, wo sie ihre Verbundenheit zur Natur entdeckte. Um die Hochschulreife zu erlangen, zog sie 2011 nach Berlin und begann 2014 ihr Studium in Wirtschaftspsychologie an der BSP Berlin wo sie Studentische Hilfskraft wurde. Ihr Bachelorstudium schloss sie 2017 mit einer kunstpsychologischen Untersuchung über die Plastik “Der Mensch und sein Gedanke” von August Rodin ab. Gerne würde sie sich in fernerer Zukunft eine selbstständige Berufstätigkeit im Bereich Kunsterleben und Kunstcoaching aufbauen.

Sosan Wardak beschreibt sich selbst als einen intuitiven und spontanen Menschen. Ihre Hobbys sind Kunst, Fotografie und Klassische Musik. An Menschen mag sie Loyalität, Humor und Offenheit. Der Zusammenhalt ihrer Familie ist ihr wichtig. Um sich zu entspannen, macht Sosan gerne lange Spaziergänge und Wanderungen. Sie genießt hin und wieder ein gutes Glas Wein und greift gerne zu, wenn es gut zubereitetes Grillfleisch gibt.

Frau Wardak, was wünschen Sie sich für die Zukunft der WSG?

Zunächst einmal freue ich mich über die neue Webseite der Wilhelm Salber Gesellschaft. Sie zeigt schon ansatzweise visuell das, was ich mir für die Zukunft der Gesellschaft wünsche.
Durch den Veranstaltungskalander der Webseite haben wir die Chance, auf städteübergreifende Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Damit wird mein Wunsch nach einer größeren Offenheit und Aufgeschlossenheit gegenüber verwandten Disziplinen realisiert. Dies knüpft auch an meinem Wunsch nach zahlreich organisierten Vortragsreihen und Tagungen an, an denen auch Kulturpsychologen und Gestaltpsychologen, Studierende etc. referieren können. Ich wünsche mir für die WSG, dass der Austausch der erfahrenen Morphologen mit den jungen Morphologen gefördert und explizit aufgesucht wird. Zuletzt wünsche ich der WSG, dass sie immer in Bewegung bleibt, Stillstände bemerkt und ihnen entgegenwirkt.

Welches Gebiet oder Phänomen des menschlichen Lebens sollte morphologisch untersucht werden?

Das ist eine sehr interessante und gleichzeitig schwierige Frage. Ich kann nicht sagen, welche Phänomene oder Gebiete noch nicht psychologisch untersucht worden sind. Aber da ich mich der Kunst zugehörig und nah fühle, würde ich spontan Kunstwerke vorschlagen. Das Gebiet der Kunstpsychologie ist meiner Ansicht nach ein weites und zukunftsfähiges Feld. In Zukunft werden viele Arbeitsplätze in der Produktion wegfallen und der Mensch wird zunehmend nach seiner Identität suchen wollen. Durch die Anwendung des Kunstcoachings kann meiner Meinung nach die morphologische Psychologie einen wichtigen Beitrag hierfür leisten.

Über welche Berührungspunkte haben sie die psychologische Morphologie kennengelernt?

Ich war 2012 auf der Suche nach einem Psychologie-Studienplatz in Deutschland. Nach einigen Umwegen lernte ich Prof. Armin Schulte und damit die Morphologie an der Business School Berlin kennen. Ich studierte drei Jahre Wirtschaftspsychologie mit dem Schwerpunkt der Tiefen-und Kulturpsychologie. Demnach war mein erster tatsächlicher Berührungspunkt mein Aufnahmegespräch im Jahre 2012 mit Prof. Armin Schulte. Einer meiner Professoren sagte mal, dass es keine Zufälle an sich gibt. Diesen Satz habe ich nach den drei Jahren Studium verstanden und auch für den Umstand, dass ich so die Morphologie kennenlernen durfte.

Welches psychologische Buch nehmen Sie immer mal wieder zur Hand?

Ich nehme des Öfteren die Reihe der Zwischenschritte zur Hand. In den Zwischenschritten gibt es eine Vielzahl von spannenden Untersuchungen. Falls mir ein Phänomen im Alltag begegnet und ich darüber mehr und anderes erfahren möchte, dann ist meine erste Anlaufstelle das Register der Zwischenschritte. „Wirklichkeit im Wandel“ von Daniel Salber ist auch eines der Bücher, das ich öfter mal durchgehe und mich davon immer wieder auf eine andere Art und Weise zum Nachdenken und Mitdenken anregen lasse. „Gestaltpsychologie kompakt“ von Herbert Fitzek ist auch immer wieder eine große Bereicherung.

Welches Land würden Sie einmal gerne bereisen?

Da gibt es eine enorm lange Liste, die sich auch kaum kürzen lässt. Aber das nächste Land, welches ich bereisen möchte, wird Norwegen sein. Ich möchte in einer warmen Sommernacht die wunderschönen Naturbilder Norwegens mit einem gekühlten Weißwein genießen und sie durch eine Wandertour erleben und entdecken.

Gestalt und Verwandlung ist das zentrale Urphänomen der psychologischen Morphologie: in wen oder was würden sie sich gerne für einen Tag verwandeln?

Ich habe lange über diese Frage nachdenken müssen. Es ist eine sehr interessante Frage, die mich auch ins Träumen in andere und frühere Welten gebracht hat. Ich würde gerne den Sonnenaufgang durch die Augen des Malers William Turner sehen können. Gerne wäre ich bei der Entstehung von meinem Lieblingskunstwerk von Turner ‚Licht und Farbe ¬– der Morgen nach der Sintflut – Moses schreibt das Buch der Genesis’ dabei. Die Farben, die er in seinen Kunstwerken verwendet, die Gegenstände und die Personen, die sich in der atmosphärischen Tiefen und Weite auflösen, faszinieren mich. Die Kunstwerke zeigen wunderschöne und gleichzeitig schreckliche Welten. So wie nun auch unsere Wirklichkeit ist. Die Verwandlung in Turner würde ich mit dem Sonnenuntergang über der Themse in London zu Ende gehen lassen.

Frau Wardak wir bedanken uns für Ihre Antworten.