Porträt des WSG-Mitglieds Werner Pohlmann

Dipl.-Psych. Werner Pohlmann hat in Köln bei Wilhelm Salber studiert. Er ist Psychoanalytiker in eigener Praxis, Lehranalytiker, Supervisor an mehreren Ausbildungsinstituten. Seit vielen Jahren ist er an wissenschaftstheoretischen Fragen interessiert und hat in mehreren Veröffentlichungen Psychoanalyse und Morphologie aufeinander zu bewegt. Besucher der Gespräche in der Wilhelm Salber Bibliothek haben noch seinen hervorragenden Vortrag zu „Erich Rothacker – Wilhelm Salber. „Was du ererbst von deinen Vätern…“ Oktober 2018 in Erinnerung. Am 14. Oktober 2019 kommt Werner Pohlmann ein zweites Mal in die Bibliothek und spricht zum Thema „Intersubjektivität“. Am 9. Dezember 2019 berichtet er am selben Ort zusammen mit Dirk Blothner über seine Erfahrungen mit dem Übersetzen von Morphologie.

Herr Pohlmann, was wünschen sie sich für die Zukunft der WSG?
Ich wünsche mir, dass wir den Austausch, den wir mit den Gesprächen in der Wilhelm-Salber-Bibliothek begonnen haben, weiterhin fortsetzen und darüber hinaus auch mehr in die Öffentlichkeit hinein wirken, indem wir zu aktuellen Themen in Politik und Kultur psychologisch Stellung beziehen. Das ist doch die besondere Stärke der Morphologie.

Welches Gebiet oder Phänomen des menschlichen Lebens sollte morphologisch untersucht werden?
Wir sollten das weltweite Problem, dass autoritäre Bilder immer stärker an Anziehung gewinnen, in den Blick nehmen. Was ist das Anziehende an diesen Bildern und warum gelingt es immer weniger ein anziehendes Bild von Demokratie zu entwickeln? Wie könnte ein solches Bild aussehen?

Über welche Berührungspunkte haben sie die psychologische Morphologie kennengelernt?
Ich habe zunächst Germanistik und Philosophie studiert und lernte dann zufällig Kommilitonen kennen, die Psychologie studierten und mir von Salber erzählten. Das hat mich sofort gepackt und dann habe ich mich gleich für Psychologie eingeschrieben. Durch Salbers Freud Vorlesung bin ich dann zur Psychoanalyse gekommen. Die Morphologie hat mich aber nicht los gelassen und zu einer Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse geführt, die mich bis heute umtreibt.

Welches psychologische Buch nehmen Sie immer mal wieder zur Hand?
Von Salber immer wieder die drei Bände über Freud. Für mich die beste Darstellung der Psychoanalyse Freuds, aber leider nur für Kenner der Morphologie, insbesondere des Konzepts der Gegenstandsbildung verständlich. Salbers Werke sind für mich immer wieder eine Fundgrube, die mich neue Zusammenhänge entdecken lassen. Gerade habe ich von Rebecca Solnit “Wanderlust – Eine Geschichte des Gehens” gelesen. Kein auf den ersten Blick psychologisches Buch, bei genauerer Betrachtung aber ein Buch über die Psychologie von Handlungseinheiten.

Welches Land würden Sie einmal gerne bereisen?
Da gibt es für mich keine Ziele, bin gerne in den europäischen Ländern, insbesondere Italien und Frankreich, weil mir deren Lebensart sehr gefällt.

Gestalt und Verwandlung ist das zentrale Urphänomen der psychologischen Morphologie: in wen oder was würden sie sich gerne für einen Tag verwandeln?
Zu Beginn meines Studiums ging ich gerne ins Theater und hatte auch die Vorstellung, an einem Theater als Dramaturg zu arbeiten. Von daher kommt eine Theaterrolle in Frage. Fasziniert hat mich damals die Inszenierung des „Prinzen von Homburg“ von Peter Stein, der den Prinzen als einen Träumer spielen ließ, das würde ich gerne auch mal spielen.

Herr Pohlmann, wir bedanken uns für Ihre Antworten.