Bei BILDERLEBEN handelt sich um eine im Jahr 2006 gegründete Initiative von Dr. Hans-Christian Heiling; gemeinsam mit Psychologiestudenten der Universität zu Köln. Unter Anleitung erlernen die Studierenden das morphologische Konzept nach Prof. Dr. Wilhelm Salber und kunst-psychologischen Verfahren von Dr. H.-C. Heiling. BILDERLEBEN wurde seit 2006 kontinuierlich weiterentwickelt und bietet neben den Psychologischen Bildbetrachtungen für Besucher der Kölner Museen Wallraf-Richartz, Ludwig und Schnütgen auch ein Beratungskonzept in der Jugendarbeit, im Schulwesen sowie im Gesundheitsbereich an. Aktuelle Termine für die Teilnahme an einer Bildbeschreibung im Museum finden sie unter über den LINK zu deren Website. Wir geben an dieser Stelle eine Beschreibung von Eva Wiedemann zu einem Selbstbildnis von Rembrandt wieder.

Rembrandt: Selbstbildnis als Zeuxis

Verblassendes Gold

Da ist eine Wärme in Farbe und Gesicht,
Ein Wissen und Weisheit in jeder Falte.
Ein Lächeln, das mich sieht, ansieht, einlädt und doch mehr.
Ein Leuchten in den Augen, ein fragendes Mehr an mich.
Gehobene Brauen und gerötete Wangen
ziehen mich in ihren Bann, in diesen Moment
in das helle goldene Leuchten,
welches gegen die umgebende Dunkelheit anstrahlt.
Und ich werde von weichem warmem Braun umfangen,
eingelullt, getragen, gesehen, gehalten und aufgenommen in die Gesellschaft des Bildes
verschmelze mit ihm wie ein beige in braun
und will verweilen in dem Blick des alten Mannes,
der keck, fast spöttisch unter seiner Kappe hervorschaut,
und zugleich doch anmutig und edel erleuchtet von seinem goldenen Schal,
erhaben, fast so, als würde er etwas von mir erwarten –
und doch zugleich mit seinem Blick mir etwas schenken,
von seinem Leuchten, seinem Strahlen, seinem Licht und seiner Ruhe.
Doch plötzlich sind wir nicht mehr nur zu zweit zu eins geworden;
Eine dritte Gestalt, zuvor ganz unaufdringlich mit der Dunkelheit verwoben
Nun nie mehr nicht zu sehen, verwandelt alles.
Ein wenig streng, nicht lächelnd, nicht schauend
Aber mit einem Ziel, als würde sie lauern im Dunkel,
verschwimmen, verschwinden im Braun.
Doch das Leuchten des Mannes in der Mitte ist noch zu strahlend, zu stark
Und sein Licht besiegt die drohenden Schatten,
zieht mich an – drängt diese zurück.
Und doch sind sie da. Wir sahen sie beide.
Und er wirkt ein wenig alt, ein wenig müde, vielleicht sogar ein wenig furchtsam,
auch wenn er es vor mir verbergen will
wie er in seiner gebeugten Haltung lächelnd gegen das Dunkel anstrahlt.
Und er lädt er mich ein zu leuchten, auch jetzt noch Teil dieses Bildes, dieses Lebens zu werden
Wenn Leben doch auch immer Sterben innewohnt und jeder Aufstieg auch den Fall vorhersagt
Wollen wir das wissen? Ich weiß es nicht… und weiß es doch
Er weiß es und lächelt doch, denn dieses Wissen lässt uns leuchten.

Eva Wiedemann