In der Wilhelm Salber Bibliothek stellten am 2. Juni 2025 vier Morphologen Auszüge aus Salbers Buch "Wie der Mensch sich selbst begreift" vor.  Es entfaltete sich ein überaus anregender Abend.

Wilhelm Salber kürzlich erschienene Vorlesung zur Geschichte der Psychologie (1990) macht deutlich, dass es sich bei ihm um eine Ausnahmefigur in der Psychologie handelte. Das von seinem Sohn Daniel Salber im Psychosozial-Verlag herausgebrachte Buch “Wie der Mensch sich selbst begreift” ist zum einen eine chronologische Darstellung von psychologischen Konzepten seit der Renaissance. Es ist aber auch eine Anordnung von verschiedenen Blickrichtungen auf die Eigenlogik des Psychischen, die sich von Kapitel zu Kapitel zu Salbers eigener Psychologischer Morphologie zusammensetzt.

Sucht man nach einer veranschaulichenden Analogie, dann gleicht das Buch einem musikalischen Orchesterwerk. Es stellt sich wie die Partitur zu einer Symphonie dar, bei der verschiedene Stimmen nach einem gemeinsamen Ton suchen. Dieser Ton ist für Salber die Psychologie, die ihn seit seiner Emeritierung 1993 am meisten interessierte: die morphologische Metapsychologie. Damit ist so etwas wie die Philosophie des seelischen Existierens gemeint.

Die Veranstaltung in der Wilhelm Salber Bibliothek am 2. Juni 2025 gab aus diesem großartigen “Orchesterwerk” einen kleinen Auszug. Etwa fünfundzwanzig Besucher waren gekommen, um vier fünfzehnminütige Vorträge zu hören, die sich jeweils mit einer der vielen von Salber dargestellten Stimmen vorzustellen. Sie begründeten ihre Auswahl und lasen aus dem Buch Auszüge vor. Dr. Wolfram Domke begann mit dem Kapitel über Erasmus von Rotterdam und Sebastian Franck. Werner Pohlmann stellte die Bedeutung von René Descartes für die Entwicklung der Psychologie dar. Prof. Dr. Herbert Fitzek beschäftigte sich mit Denis Diderot und Norbert Endres kam auf Friedrich Wilhelm Schellings Beitrag zu sprechen. Über eine Online-Verbindung waren weitere zwanzig Teilnehmer zugeschaltet.

Nach den vier Vorträgen erinnerte der Moderator der Veranstaltung, Prof. Dr. Dirk Blothner, an den provokanten ersten Satz aus Salbers erstem, großen Gesamtentwurf “Morphologie des seelischen Geschehens” von 1965:

“Die Psychologie hat es nicht leicht.”

Die eigentümlichen, teils irritierenden, teils erhellenden Blickrichtungen aus der Geschichte der Psychologie hätten noch einmal deutlich gemacht, um welch einen fantastischen und schwer fassbaren Gegenstand es sich beim Psychischen handelt. Der Vergleich mit etwa der Neunten Symphonie von Gustav Mahler gebe nur einen ungefähren Eindruck von dem ungeheuren Wirkungszusammenhang, den die Menschen mit ihren Lebensläufen und Unternehmungen tagtäglich zu behandeln suchen.

Die vier Vorträge sind auf unserem YouTube Kanal zu sehen. Wir geben sie auch an dieser Stelle wieder.