Porträt des WSG-Mitglieds Dr. phil. Dagmar Weber. Sie war viele Jahre im Vorstand der GPM (heute WSG) tätig.
Seit 1973 begleitet Dr. phil. Dagmar Weber (geboren in Köln), Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin, die Entwicklungen der Psychologischen Morphologie. 1983 promovierte sie in Philosophie. Der Zweitgutachter ihrer Dissertation war Wilhelm Salber. Als Autorin und Wissenschaftsjournalistin arbeitete sie neun Jahre für den Deutschlandfunk, gleichzeitig ab 1988 bis 2014 als Morphologische Wirkungsforscherin für verschiedene Auftraggeber. Unter anderen: IFM-Freiburg,-Heidelberg, -Köln, das rheingold-Institut, Qualitatives Marketing Köln, FilmCompany Köln, Emsulting Köln, Prospector – Qualitatives Marketing, Saarbrücken. – Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Philosophischen Seminar der Universität zu Köln untersuchte sie das Bild der Philosophie kulturpsychologisch. Niedergelassen in eigener Psychologischer Praxis seit 1996 arbeitete sie die folgenden 20 Jahre auch als Psychologische Psychotherapeutin.
Ab 1973 sang sie 30 Jahre als Sopran im Universitätschor/Händel Collegium Köln. In diesem Zusammenhang unternahm sie regelmäßige Italien- u. Frankreichtourneen, war beteiligt an Rundfunk- u. Schallplattenaufnahmen.
Vielfältige Veröffentlichungen seit 1983, darunter fünf Bücher: drei LYRIK-Bände, zwei Bücher Grundlagenforschung: „Zum Problem des ästhetischen Erkennens“, sowie 1997 „Freud ‚lebt‘ – Kulturpsychologische Untersuchungen zum Verständnis FREUDscher Begriffe im Alltag der Gegenwart“. Ihre lange verfolgte Fragestellung: „Können wir Systeme verstehen, ohne sie in Geschichten zu bringen?“ Am 6.Mai 1998 wurde das Buch von Dagmar Weber vom ZDF Nachtstudio im Rahmen der Sendung “Die Lesart der Seele – Freud und die Folgen” im Internet empfohlen.
Wir legten Frau Dr. Weber unseren Fragebogen vor:
Frau Dr. Weber, was wünschen Sie sich für die Zukunft der WSG?
Dass sie überlebt. – Wie seit 1993 einst gedacht als Dachverband (GPM) eine ‚Heimat‘ für sämtliche Menschen, die psycho-logisch morphologisch arbeiten. Dank dieser website, die es ermöglicht auch in „Corona“-Zeiten Vorlesungen und Vorträge anzubieten, zu genießen, in Austausch zu bleiben und insbesondere auch anderen Menschen, einen Einblick in die faszinierende All-Tags-Wirklichkeit zu gewähren, indem ein anders-Sehen-lernen erprobt werden kann.
Welches Gebiet oder Phänomen des menschlichen Lebens sollte morphologisch untersucht werden?
Die vielfältige Diskriminierung der Frau in allen Lebensbereichen.
Über welche Berührungspunkte haben Sie die psychologische Morphologie kennengelernt?
Erfahrung von Paradoxem im Alter von sechs bis zehn Jahren: Was weg ist, das ist da; was tot ist (der Vater), lebt (im nächtlichen Traum). – Indem ich erfuhr: „Träume haben einen SINN! Da gab es mal einen, der hieß FREUD! Der hat Träume analysiert!“ rief ich ergriffen laut aus: „Das mache ich auch! Wenn ich groß bin analysiere ich auch Träume.“ – Da war ich 10 Jahre alt. – Acht Jahre später, Karneval 1970 feierten die beste Freundin meiner ältesten Stiefschwester und ich im Olshausen-Keller in der Dürener Straße Weiberfastnacht; sie wusste, dass ich das Vollabitur machen wollte, um Psychologie studieren zu können, um endlich Freuds Traumanalyse zu lernen. „Da gibt es hier in Köln einen Exoten, der betreibt KUNSTPSYCHOLOGIE!“ – Das klang verlockend, zumal ich selber heimlich dichtete und malte. – „Wie heißt der denn?“ „WILHELM SALBER“ – „Zu dem will ich.“ – Direkt nach dem Abitur bewarb ich mich um einen Studienplatz in Köln im Fach Psychologie. Absoluter Zulassungstop. – Im Sommer 1973 packte mich der Mut und ich ging im Keller des Hauptgebäudes der Universität in die lang ersehnte Vorlesung. Indem ich Wilhelm Salber dort zum allerersten Mal im Leben sah, war ich wieder mitten ins Paradox geraten: Wie er aussah, der Stimmklang, alles total fremd, die schwarze Lederweste, auch dass er am kleinen Finger einen Siegelring trug; die Professoren, die ich aus der Philosophie und Geographie inzwischen kannte, kleideten sich meist in anthrazitfarbenen, grauen, blauen Anzügen mit weißen Hemden, starren Krawatten oder sie trugen karierte Flanellhemden, an den Füßen Wanderschuhe. – Aber das, w-a-s Wilhelm Salber sagte, indem er seine Vorlesung frei sprechend sich entwickeln ließ – alles meine Lieblingssachen: Literatur, Kunst, Philosophie, Märchen, Wissenschaftstheorie berücksichtigend – es war unheimlich: so als spreche er das genau aus, was ich selber denke. Zu jener Zeit war ich 21 Jahre – gerade volljährig geworden.
Welches psychologische Buch nehmen Sie immer mal wieder zur Hand?
„Der Alltag ist nicht grau“ von 1989 / „Psychologie in Bildern“ von 1983, das er nach seiner Analyse bei Anna Freud in London geschrieben hat, was für ihn wie eine Art ‚Neugeburt‘ gewesen sein muss – endlich. Endlich frei! Spielerisch nun Schreiben zu dürfen / zu können. „Gestalt auf Reisen“ von 1991 empfehle ich oft als Einführung in die Psychologische Morphologie.
Welches Land würden Sie einmal gerne bereisen?
Jenes ‚Land‘, das Hannelore Schröder* am 3.12.1977 – auf Anna Freuds Geburtstag!! – als Beilage zu „Das Parlament, Bonn“ verlockend ins Werk setzte, nämlich: OLYMPE DE GOUGES: „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin (1791)“. (*Vorstandmitglied der Internationalen Assoziation von Philosophinnen, geb. 1935).
Gestalt und Verwandlung ist das zentrale Urphänomen der psychologischen Morphologie: in wen oder was würden Sie sich gerne für einen Tag verwandeln?
Im Alter von 3-7 hätte ich gesagt: Balletttanz im Freiraum der Bühne / im Alter von 10-28 hätte ich gesagt: Organistin – ich schrieb mit 24 Jahren das Märchen, „Vom Mädchen, das in seiner Orgel lebte“. – Jetzt würde ich gerne alle Werke von Johann Sebastian Bach – wie er – spielen können. – In eine Pilotin, die eine Cessna steuert … und die Wetterverhältnisse bestens kennt.
Frau Dr. Weber, wir bedanken uns für Ihre Antworten.