Porträt des WSG-Mitglieds Thomas Pohne. Am 9. November 2020 hält er in der Wilhelm Salber Bibliothek einen Vortrag zu der TV-Serie "Game of Thrones"

Thomas Pohne wurde 1965 in Köln geboren und studierte dort Psychologie, Philosophie, Ethnologie und Germanistik. Seit 1995 ist er in der qualitativen Markt- und Medienforschung tätig und arbeitete viele Jahre bei rheingold in Köln, zuletzt als Leiter der internationalen Forschung. Nach fünf Jahren in Berlin lebt er heute wieder als freiberuflicher Marktforscher, Berater, Texter und Übersetzer in Bonn-Bad Godesberg. Er liebt gutes Essen, Filme, Musik und Katzen und meidet Sport in jeglicher Form. Wir legten Herrn Pohne unsere sechs Fragen vor. Das sind seine Antworten:

Herr Pohne, was wünschen sie sich für die Zukunft der WSG?
Dass sie wiederentdeckt und weiterträgt, was für mich das Wesen von Wilhelm Salber’s Morphologie ausmacht: gar nicht so sehr die Methoden und Schemata, sondern die Freiheit des Denkens, den Mut des Widerspruchs zu dem, was gerade mehrheitsfähig ist, das Hinterfragen, Drehen und Belasten der bequemen und naheliegenden Antworten, das Misstrauen, den Eigensinn, den Witz der Psychologen.

Welches Gebiet oder Phänomen des menschlichen Lebens sollte morphologisch untersucht werden?
Das Gedächtnis und die Erinnerung.

Über welche Berührungspunkte haben sie die psychologische Morphologie kennengelernt?
1985, über FW Heubach’s legendäre Vorlesung: „Die Seele als Gemeinplatz “. Danach habe ich mir jahrelang Salber’s Vorlesungen und Seminare angehört. Die konnte man eigentlich nicht verstehen, jedenfalls nicht im landläufigen Sinne, aber ich habe gemerkt: da wurde mir etwas geboten, was ich woanders nicht fand. Und dann bin ich halt 35 Jahre lang dabeigeblieben, in verschiedenen Formen, und habe darauf gewartet, dass sich dieses Versprechen einlöst. Irgendwie hat es das ja dann auch.

Welches psychologische Buch nehmen Sie immer mal wieder zur Hand?
Von Salber habe ich gelernt, dass auch dort, wo nicht Psychologie drauf steht, welche drin sein kann. Immer mal wieder zur Hand nehme ich zB eine Lutherbibel in der Übersetzung von 1534 und die Fernbedienung meines Fernsehers.

Welches Land würden Sie einmal gerne bereisen?
Also, es gibt da keine Bucket List, wenn Sie das meinen. Ich habe ja auch schon ziemlich viel gesehen. Indien, Japan, die USA würde ich gerne noch einmal besuchen. Und wenn nichts dazwischen kommt, reise ich 2021 nach Azerbaijan, da wollte ich schon lange einmal hin.

Gestalt und Verwandlung ist das zentrale Urphänomen der psychologischen Morphologie: in wen oder was würden sie sich gerne für einen Tag verwandeln?
Ich würde gerne erleben, wie es ist, eine Frau zu sein. Dass ein Tag da ausreicht, glaube ich allerdings nicht, eher ein Jahr.

Herr Pohne, wir bedanken uns für Ihre Antworten.