Welche Berufsfelder und Arbeitsgebiete kann die Psychologische Morphologie im 21. Jahrhundert anbieten? Wo liegen ihre Stärken und und was trägt sie zum Verständnis der Gegenwart bei? Diese Fragen wurden auf dem Kongress 2025 gestellt und beantwortet. Auch der Austragungsort - die in der architektonisch beeindruckenden HafenCity angesiedelte Business & Law School Berlin, Campus Hamburg - legte nahe, den Schwerpunkt auf die Präsenz der Morphologie in Wirtschaft und Kultur zu legen.

Die überwiegend jungen Teilnehmer wurden von Prof. Dr. Markus Langenfurth, dem Rektor der Hochschule, freundlich willkommen geheißen. Er bestätigte, dass die Morphologische Psychologie von der Hochschulleitung als eine tragende Säule im Lehrangebot angesehen wird. Aus diesem Grunde sei die Tagung von der Hochschulverwaltung sehr gerne gefördert worden. Der Rektor übersendete In diesem Zusammenhang Grüße der Geschäftsführerin Ilona Renken-Olthoff. Ihr sei es ein besonderes Anliegen, die Morphologie zu unterstützen. Anschließend begrüßte Dirk Ziems die etwa 90 Besucher von Seiten des Vorstands der WSG. Von ihm stammte die Idee zu dieser Veranstaltung.

Panel zur aktuellen Kulturlage

Die Sprecher eines siebenköpfigen Kultur-Panels gaben Statements zu den Krisen der Jetztzeit ab. Hierbei schälte sich die sprunghaft ansteigende Nutzung Künstlicher Intelligenzen als ein Thema heraus. Es kam die Frage auf, welchen Beitrag Morphologische Psychologie in dem Stimmengewirr der Verlautbarungen und Analysen der Gegenwart leisten könne. In der Diskussion kamen die Redner darin überein, dass morphologische Gesichtspunkte eine allenfalls zu beobachtende “Beschleunigung” und die aus ihr resultierende Tendenz zu lebensfernen “Abstraktionen” in Frage stellen.

Zeit für eine zweite Aufklärung

Es wurde daran erinnert, dass Salber in den letzten Jahren seines Schaffens auf die Dringlichkeit einer “Zweiten Aufklärung” hingewiesen hatte. Die erste Aufklärung habe die westliche Kultur aus Vorurteilen des Mittelalters befreit. Doch auch sie habe die Verkehrung demokratischer Ideale in einen neu entflammten Krieg aller gegen alle (Hobbes) nicht verhindern können.

Die Morphologie könne hier eine Position einnehmen. Denn ihre Konzepte und kulturpsychologischen Erkenntnisse seien dazu in der Lage, die heute breit verleugnete Eigenwelt des Psychischen ins Gespräch zu bringen. Herbert Fitzek wies in diesem Zusammenhang daraufhin, dass die Psychologische Morphologie das Konzept sei, dessen Entwicklung im Lauf der siebzig Jahre ihres Bestehens zwar kontinuierlich vonstatten ging, das aber in Abgrenzung zu den wechselnden Trends in der Psychologie seinen identitätsstiftenden Ansatz (Gestalt in Verwandlung) festgehalten habe.

Impulsgebender Vortrag

Diesen Gedanken führte Fitzek in seinem Vortrag “Die Morphologie ist zeitlos schön” weiter aus. Er zeigte auf, wie Wilhelm Salber die Novelle Gottfried Kellers “Pankraz der Schmoller” (1856) im Rahmen seiner konzeptionellen Schwerpunkte Charakterschilderung (1955), Charakterentwicklung (1969), Alltagspsychologie (1986)  und Märchenanalyse (1987) immer wieder neu aufgegriffen und an seine jeweils aktuellen Forschungsschwerpunkte angepasst hatte. Das “Schöne” an der Morphologie sei – in Unterschied zu einem kurzzeitigen Aufblühen und Vergehen trendiger psychologischer Ansätze – ein stilles Bestehen ihres entschieden psychologischen Ansatzes im unvermeidlichen Wandel.

Die folgenden Fotos zeigen das Panel im Gespräch und Teilnehmer des Kongresses. Rechte der Fotos: BSP Business and Law School – Campus Hamburg, Anna Dill

Vorstellung aktueller Arbeitsgebiete im “World-M-Café”

Die Stationen des World-M-Café hatte folgende inhaltliche und methodische Schwerpunkte:

  • Organisationspsychologie (Franz Arnold, Jakob Mair),
  • Medienpsychologie (Björn Zwingmann, Johanna Hodde, Verena Tiedau),
  • Intensivberatung (Doris Bartholomäi-Post, Herbert Fitzek, Pola Zügge),
  • Sportpsychologie (Florian Schwalb, Jannik Everding),
  • Marketing- und Marktpsychologie (Sven Giebel, Dirk Ziems, Susan Hinterding, Nicole Hanisch, Thomas Ebenfeld, Leonard Engler, Valerian Warmuth)

Verleihung “Young Talent Award”

Von studentischen Teilnehmern der Tagung mit Spannung erwartet, kam es schließlich zu der Verleihung des “Young Talent Awards”. Er wurde von Dirk Ziems und der Hochschule ins Leben gerufen und hat sich zur Aufgabe gemacht, herausragende Arbeiten auf der Grundlage der Psychologischen Morphologie auszuzeichnen.

Den ersten Preis erhielt ein Team der Redaktion Zwischenschritte (Julia Lindner, Yannick Noah, Janina Pippow und Selina Reckfort), das sich mit großem Engagement daran gemacht hat, die Artikel der beiden Zeitschriften Zwischenschritte (als Zeitschriftenausgabe von 1982 bis 2021) und anders (2010 bis 2022) zu digitalisieren. Damit können nun auf der Plattform der Online-Zeitschrift Zwischenschritte alle Texte angesteuert und durchsucht werden.

 

Den zweiten Preis nahm Benjamin Voges für seine Herausragende Masterthesis “Wenn Dinge lebendig werden – Eine tiefenpsychologische Untersuchung der Verwendung von ChatGPT als emotionalen Gesprächspartner” entgegen.

 

Der dritte Preis ging an Verena Tiedau. Sie hatte ebenfalls ihre Masterthesis eingereicht mit dem Titel “Eine qualitativ-morphologische Selbstbildanalyse zu Bedeutungsmustern und Wirkmotiven des Frauen-(Selbst-)Bildes von AfD-Sympathisantinnen der Gen Z”

 

Weitere bemerkenswerte Arbeiten wurden in einer “Shortlist” kurz vorgestellt.

 

Die folgenden Fotos zeigen Prof. Susan Hinterding im Gespräch mit Teilnehmern am “Young-Talent-Award” und die vier Preisträger. Quelle: BSP Business and Law School – Campus Hamburg, Anna Dill