"Zuversicht in schwierigen Zeiten" war der Titel einer Matinee-Veranstaltung in den Räumen der Wilhelm Salber Bibliothek in Köln am 1. Februar 2025.

Sechs Referenten und zwanzig Besucher waren am 1. Februar 2025 in der Wilhelm Salber Bibliothek zum Austausch zusammengekommen. Online waren achtundzwanzig weitere Teilnehmer zugeschaltet. Die Moderation der Veranstaltung hatte Dirk Ziems aus Berlin übernommen. Die Fenster der Lokation ermöglichten einen Blick auf das, von der hellen Wintersonne beschienene, Campusviertel in Köln.

Ist Zuversicht in solch schwierigen Zeiten, in denen wir leben, möglich? Was kann uns Psychologen, die wir die Krisen in Gesellschaft und Politik, die kriegerischen Auseinandersetzungen am Rande Europas sehr genau beobachten, zuversichtlich stimmen? Die Frage der Zuversicht wurde sowohl aus der Perspektive von Handlungseinheiten, als auch im Kontext von übergreifenden Kultur-Wirkungseinheiten diskutiert.

Zuversicht in Handlungseinheiten

Die Hochschuldozentin Gemina Picht aus Berlin ging der Frage nach, wie sich Zuversicht im Alltag einstellen kann. Sie hatte diese ihren Studierenden gestellt und legte dar, welche Wege ihnen verfügbar sind, sich aus Zuständen von Druck und Niedergeschlagenheit zu befreien. Achtsamkeit für sonst übersehene Nichtigkeiten bietet sich hierfür zum Beispiel an. Für Dr. Johanna Hodde aus Hamburg ist der jeweilige Blick auf die Wirklichkeit das entscheidende Moment. Sie sprach Möglichkeiten an, sich aus aus allzu festlegenden Ansichten zu befreien.

Dr. Wolfram Domke, Köln befragte die Grimm’schen Märchen, ob sie etwas zum Thema Zuversicht verraten können. An “Die Bremer Stadtmusikanten” stellte er den Mut zur “Metamorphose” als möglichen Ausweg aus Not und Verzweiflung heraus. Zuversicht komme auf, wenn es gelingt eine neue Gestalt für eine schwierige Lage zu bilden.

Zuversicht in Wirkungseinheiten

Stephan Grünewald, Köln zitierte die Ergebnisse seiner jüngsten Untersuchungen zur Stimmung im Lande vor der Bundestagswahl. Nachdem die Bundesbürger lange Zeit die aktuellen Krisenerscheinungen verleugnet und sich auf ihren privaten Bereich konzentriert hatten, erleben sie sich inzwischen doch als belastet und bedroht. Der Kölner Jens Lönneker nahm sich den wirtschaftlichen und den politischen Bereich vor und stellte fest, dass es heute offenbar einfache Gestalten sind, die die Menschen mitziehen und ihnen das Gefühl vermitteln, dass Probleme angegangen werden können.

Der Kölner Prof. Dirk Blothner griff Wilhelm Salbers Gedanken einer “zweiten Aufklärung” auf und legte dar, inwiefern in früheren Epochen die Menschen Zuversicht ausbildeten, indem sie die schwierigen Begebenheiten ihrer Lebenswelt in Richtung auf eine “andere Welt” transzendierten. So suchte die Bewegung der Aufklärung im 18. Jahrhundert problematische Theoreme des Mittelalters in eine durch Vernunft regierte Welt zu überführen. Vielleicht – so meinte Blothner – sei es heute die Aufgabe von auf Sigmund Freud und Friedrich Nietzsche aufbauenden Psychologen, sich für eine zweiten Aufklärung einzusetzen. Von dieser könne die unbewusste Wirkwelt als eine Realität in den Diskurs gebracht werden.

Folgen und Fotografien

Dirk Ziems, der abwägend und aufeinander beziehend das Gespräch moderierte, rief dazu auf, weitere thematisch konzentrierte Veranstaltungen dieser Art durchzuführen.

Nach zwei Stunden endete die Veranstaltung. Aber das anregende Gespräch wurde bei einer heißen Möhren-Ingwer-Suppe in den Räumen der Wilhelm Salber Bibliothek rege weitergeführt.